Das Waschen
Nun sprechen alle immer über den Fettgehalt oder Lanolinanteil der Wolle. Daß Rohwolle Fett enthält, ist ja klar, weil sie direkt vom Schaf kommt. Welche Vor- und Nachteile das hat, werde ich hier kurz erläutern:
Wolle, die das Lanolin noch enthält, läßt sich leichter verspinnen als fettfreie Fasern. Das liegt daran, daß das Lanolin die Fasern besser zusammenhält. Sie “flutschen” besser, und der Faden reißt auch nicht so leicht wie bei fettfreiem Rohmaterial. Im Mittelalter war es oft so, daß Oberbekleidung aus Wolle möglichst gar nicht gewaschen wurde, um das Lanolin als natürliche Imprägnierung gegen Nässe zu bewahren. Der mittelalterliche “Regenmantel” roch dann auch entsprechend :o) Um das Lanolin zu erhalten, kann man die Wolle natürlich einfach mit Wasser durchspülen - so gehen andere Verunreinigungen einigermaßen raus, das Fett bleibt aber drin. Nachdem die Wolle versponnen worden ist, sollte man sie (jedenfalls nach unseren heutigen Maßstäben und Erwartungen an die Hygiene) dann doch vom Fett befreien und vernünftig waschen. Dies gilt auch und vor allem dann, wenn man die Wolle anschließend noch färben möchte. Hierfür sollte sie auf jeden Fall fettfrei sein, weil die Fasern sonst die Farbe nicht annehmen können, ist ja logisch. Deshalb ist es auch besser, die Wolle erst zu verspinnen und dann zu färben und nicht umgekehrt.
Ich möchte an dieser Stelle mit ein paar Fehlinformationen bezüglich des Waschens von Wolle mal aufräumen. Es stimmt nämlich zum Beispiel nicht, daß man Wolle nicht heiß waschen darf.Wenn Wolle einläuft und verfilzt, dann liegt es daran, daß sie entweder starken Temperaturschocks unterworfen wurde oder daß sie zu viel Reibung beim Waschen bekommen hat. Wolle verfilzt vor allem durch zu starkes Bewegen beim Waschen, also dadurch, daß die Fasern aneinander reiben. Um nun das Fett (und alles andere) aus der Wolle zu waschen, sollte man sie idealerweise mit Wollwaschmittel zusammen in zunächst kaltes Wasser geben. Das Wasser sollte dann nach und nach erhitzt und die Wolle nur leicht bewegt werden (Reibung immer schön vermeiden). Ab einer Temperatur von ca. 60 ° Celsius löst sich das Fett von den Fasern. Man kann Wolle auch bedenkenlos kochen, so lange man die o.g. Punkte beachtet. Das ist ja auch beim Färben später unvermeidlich.
Beim Spülen sollte man dann auch wieder darauf achten, Temperaturschocks zu vermeiden und nach und nach immer kühleres Wasser hinzugeben. So bleibt die Qualität der Wolle auch erhalten.